Dez 26

Der Mann, der von sich selbst sagte, er wollte nie mehr sein, als der Sänger in einer Band hat nun sein neues Album auf den Markt gebracht. „Williamsburg“ ist nicht nur der Name des Stadtteils des Big Apple, in dem diese CD aufgenommen wurde sondern auch gleichzeitig der Titel des Werkes. Zwölf Songs voller Soul und Bluestönen, die in Lautstärke und Groove fast immer genau ins Herz des Zuhörers treffen, sind dabei herausgekommen.
Ob er sich aus Gründen musikalischer Professionalität zu diesem Aufnahmeort über den großen Teich entschieden hat oder weil ihm amerikanische Rhythmen schon in den vergangenen Jahren seines musikalischen Schaffens den hintergründigen Antrieb gegeben haben – wer weiß das schon?

Die Band jedenfalls, als dessen Leadsänger er sich während der gemeinsamen Arbeit sieht, strotzt vor bekannten Namen des musikalischen Amerika: Andy Newmark, Peter Stroud, Jack Daley, Larry Campbell, und als Musiker und Co-Produzent der CD Kevin Bents. Sie alle haben die Aufnahme mit geprägt und Marius Müller Westernhagen wohl auch beeindruckt, denn von Anfang an entwickelte sich das Projekt wie von ihm gewünscht.
So ist es denn kein Wunder, dass das Ergebnis sogleich wie eine improvisierte Jam-Session daherkommt und man die Arbeit im Studio nicht einmal zwischen den Tönen wahrnimmt.

Und die Jungs der Band wissen, wovon ihr Leader da singt, denn sie haben sich die Texte der Songs zunächst einmal übersetzen lassen.
Beim „Schinderhannes“ scheint ihm allerdings nicht allzu viel Text eingefallen zu sein, denn erfüllt er die Lücken mit ah’s und no, no’s, die nicht wirklich überzeugen.
„Typisch Du“ erinnert an den Marius der 80er Jahre, denn der Song groovt sofort und Melodie und Stimme ergänzen einander hervorragend.
Wer „Heute Nacht“ und das gesangliche Zusammenspiel von Della Miles und Westernhagen kitschig findet, dem fehlt es wohl an Gefühl. Der zartbesaitete Zuhörer dürfte sich von Text und Melodieführung angesprochen.
Über „Liebe stinkt“ und die darin enthaltene Wortwahl kann man vielleicht streiten, denn hier scheint es zum Teil nur um eine Auflösung des Versmaßes zu gehen, aber darüber kann die Melodie notfalls hinwegtrösten.
Das gemeinsame Werk von Westernhagen und den Musikern der Band kann sich insgesamt aber durchaus hören lassen und zeigt, dass auch alternde Rock ’n Roller durchaus noch etwas zu sagen haben.

Kommentare are closed.